In den späten 60er Jahren begegnete der Mondorfer Adolf (Büb) Grommes auf einer Reise durch die Wüste Negev erstmals schwer verstümmelten Leprakranken. Unter katastrophalen Umständen, ausgestoßen von der Dorfgemeinschaft, fristeten sie vor den Siedlungen ihr Leben. Die Bilder ließen ihn nicht mehr los. Einige Jahre später knüpfte er gemeinsam mit dem damaligen Mondorfer Pfarrer Uwe Diedrichs über die DAHW (Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e.V.) Kontakte zum Krankenhaus „Damian-Leprazentrum“ in der Stadt Eluru im indischen Bundesstaat Andhra Pradesh. Schnell fand er Mitstreiter, nicht nur in seiner Mondorfer Pfarrgemeinde, sondern weit darüber hinaus. In der Folge wurde die Aktion für Eluru vielen Menschen in Niederkassel, Troisdorf und Hennef bekannt.
Imbiss- und Getränkestände auf dem Mondorfer Strandfest und dem Weihnachtsmarkt sowie auf der Rheidter Kirmes, zahlreiche Basare, Benefizkonzerte, Spendensammlungen in Supermärkten und Schulen, Kondolenz- und andere Anlassspenden und viele weitere Aktivitäten erbrachten bis heute insgesamt ca. 1,8 Millionen Euro für die Arbeit des Leprazentrums. Die DAHW übernahm den Geldtransfer und überwachte auch mit Hilfe ihrer indischen Partnerorganisation den fachgerechten Einsatz der Mittel vor Ort.
So konnte das von katholischen Ordensschwestern geleitete Krankenhaus nicht nur ambulante und stationäre Behandlungen und Operationen an Leprapatienten durchführen. Über viele Jahre wurden auch systematische Früherkennungsprogramme in der gesamten Region organisiert und zahlreiche Patienten zu Hause ambulant betreut und mit lebensnotwendigen Medikamenten versorgt. Außerdem unterhält das Leprazentrum eigene Kleinsiedlungen, in denen behinderte Leprapatienten dauerhaft Unterkunft in einem eigenen Häuschen mit Nutzgarten finden. So bleibt ihnen das Schicksal erspart, ihr Leben als Bettler auf der Straße fristen zu müssen.
Für die Kinder der Leprapatienten, die oft monatelang als Bettler durch das Land zogen, entstand seit 2000 direkt neben dem Hospital ein Kinderheim, das Father Manna Children‘s Home. Dort fanden sie ein liebevolles Zuhause. Zahlreiche deutsche Pateneltern haben bis heute vielen Kindern eine gute Schul- und Berufsausbildung ermöglicht.
Von der Qualität der Arbeit des Leprazentrums haben sich im Laufe der Jahre zahlreiche Spenderinnen und Spender überzeugen können, die auf eigene Kosten Eluru besucht haben. Ein wichtiges Bindeglied zwischen Niederkassel und Eluru war über mehr als zwei Jahrzehnte Roswitha Diedrichs, Schwester des o.g. Pfarrers Uwe Diedrichs, die im vergangenen Jahr im Alter von 87 Jahren verstarb. Seit ihrem Ruhestand hatte sie regelmäßig die Wintermonate hindurch im Leprazentrum und Kinderheim mitgearbeitet.
Heute zeigen sich die Früchte der 45-jährigen erfolgreichen Zusammenarbeit der Aktion für Eluru mit dem Damian-Leprazentrum. Die sytematischen Früherkennungsprogramme in Kombination mit dem Einsatz verbesserter Medikamente haben dazu geführt, dass die schweren Verstümmelungen weitestgehend ausbleiben und die Lepra in der Region Eluru nur noch selten vorkommt. Leprakranke, die den Weg zum Hospital finden, können an staatliche Dienste weitergeleitet werden, die mittlerweile zur Verfügung stehen. Im Krankenhaus werden nur noch einige wenige alte und schwerbehinderte Patienten dauerhaft versorgt, die ansonsten keine Bleibe mehr hätten. Auch im Kinderheim leben heute nur noch wenige Kinder.
Diese positive Entwicklung hat dazugeführt, dass sich die DAHW zum Ende des Jahres 2023 aus der Region zurückgezogen hat. Für die langjährigen ehrenamtlichen Akteure der Aktion für Eluru war das nun auch der Grund, ihre Tätigkeit einzustellen und das Spendenkonto zum 31.12.2023 aufzulösen. Die in 2022 und 2023 eingegangenen Spenden für Krankenhaus und Kinderheim werden in 2024 und 2025 vom DAHW noch
nach Eluru weitergeleitet, so dass der Einrichtung noch eine Übergangszeit bis einschließlich 2025 verbleibt. Für die wenigen Kinder im Kinderheim suchen die Verantwortlichen derzeit nach Lösungen, damit alle ihre Ausbildung beenden können.
Den zahlreichen Menschen, die zum Teil mit hohem und langjährigem persönlichen Engagement zum Erfolg der Aktion für Eluru beigetragen haben, aber auch den unzähligen Spendern sei auf diesem Wege ein recht herzliches Dankeschön und vergelt's Gott gesagt!